Der Begriff Afrikanische Philosophie ist umstritten und wird von verschiedenen Philosophen zudem auch ganz unterschiedlich verwendet. Obwohl aus Afrika stammende oder dort lehrende Philosophen auch in vielen westlich-traditionellen Gebieten der Philosophie schreiben und forschen (etwa zu den Fragen der Metaphysik, Erkenntnistheorie, Moralphilosophie und Politischen Philosophie), beschäftigt sich ein großer Teil der dort erscheinenden Literatur aber auch mit dem Wesen der afrikanischen Philosophie selbst.
Einer der zentralen Punkte der Diskussion befasst sich mit der Frage, was genau mit dem Begriff „afrikanisch“ gemeint ist: der Inhalt der dortigen Philosophie oder die Identität der dortigen Philosophen. Nach der ersten Ansicht wird eine Philosophie dann afrikanisch heißen, wenn sie sich mit spezifisch afrikanischen Themen und Begriffen auseinandersetzt oder dort entwickelte Methoden verwendet; nach der zweiten Meinung umfasst afrikanische Philosophie einfach denjenigen Teil der Philosophie, der von afrikanischen Philosophen (oder noch allgemeiner von Menschen afrikanischer Abstammung) erbracht wird.
Im Folgenden wird afrikanische Philosophie vor allem unter der ersten der oben aufgeführten Rücksichten betrachtet, da dadurch ihre vorhandenen Eigenheiten besonders klar und deutlich zum Ausdruck gebracht werden können. Zudem würde ein Wechsel der Perspektive auch keine wesentliche Änderung in den Resultaten bedeuten, da faktisch afrikanische Philosophie im ersten Sinn mit solcher im zweiten Sinn (noch) zusammenfällt.
Der nun folgende historische Abriss wird zunächst personenzentriert vorgehen und Philosophen beleuchten, die auf dem afrikanischen Kontinent geboren worden sind; mit Beginn der Moderne sollen dann mehr und mehr der Inhalt und die Methode afrikanischer Philosophie im Vordergrund stehen. Zunächst aber eine kurze Darstellung zur Entwicklung der afrikanischen Philosophie in der Antike.